Guter Start in das Jahr 2020

Das Jahr 2020 hat für unsere Stiftung gut begonnen. Besonders erfreulich war, dass wir in fast allen Bildungs- und Sozialprojekten die Zahl der geförderten Mädchen und jungen Frauen nochmals erhöhen konnten. Wir sind dem Ziel wieder ein Stück näher gekommen, vor allem die Bildung von Frauen und Mädchen, die auch heute noch in Guatemala in fast allen Lebens-bereichen benachteiligt werden, zu fördern und deren Selbstbewusstsein zu stärken. Sinnbildlich und zunächst unscheinbar die Szene auf dem Foto aus einem unserer Projekte, auf dem die Mädchen auf dem Logo dem Namen unserer Stiftung „La Sonrisa de los Niños (das Lächeln der Kinder) hinzugefügt haben ….y niñas (und der Mädchen).

Die Corona-Krise erfasst Guatemala

Seit März 2020 hat die Corona-Krise auch Guatemala schwer getroffen. Wie die meisten Länder der Dritten Welt war Guatemala wegen des katastrophal schlechten Gesundheitswesens auf Corona-Fälle nicht vorbereitet. Obwohl in Guatemala verhältnismäßig wenige Corona-Fälle aufgetreten sind, haben die politisch Verantwortlichen sehr einschneidende Beschränkungen verfügt. Vollständige Schließung des Schul- und Studienbetriebs, weitgehende Ausgangssperre auch in den ländlichen Gebieten, Entlassungswelle bei Arbeitnehmern im öffentlichen und privaten Bereich ohne jede soziale Absicherung, Verlust von existenzsichernden „temporären“ Arbeitsmöglichkeiten.

Die Kinder und Jugendlichen in unseren Bildungsprojekten sind im April 2020 in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt, werden seither dort aber von unseren Projektverantwortlichen und Lehrern unter äußerst schwierigen Umständen weiter unterrichtet und betreut. Diese Betreuung umfasst auch die Versorgung besonders bedürftiger Familien in den Dorfgemeinschaften, da die Dörfer aufgrund von Ausgangssperren zeitweise nicht zugänglich sind. In unseren Straßenkinderprojekten im Süden von Guatemala haben wir unsere soziale Betreuung deutlich ausgedehnt. Täglich kommen immer mehr Bedürftige, um sich wenigstens eine warme Mahlzeit am Tag zu sichern.

Unsere festen Einrichtungen zur Unterbringung von misshandelten Mädchen, besonders gefährdeten Straßenkindern und vom Ausbruch des Vulkans Fuego betroffene Kinder führen wir auch in der Corona-Krise unverändert weiter. Das Corona-Virus hinterlässt auch insoweit hässliche Spuren, als sich das soziale Leben weitgehend hinter verschlossene Türen verlagert hat, was verstärkt zu häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch an Kindern führt. Wir unterstützen unsere Partner ADUS, ACEDIF und Fidesma mit zusätzlichen Fördergeldern, um noch mehr misshandelte Mädchen in unsere Betreuungseinrichtungen aufzunehmen und – soweit möglich – die präventive soziale Betreuung gefährdeter Familien verstärken zu können.

Die Hurrikane „Eta“ und „Iota“ zerstören im November 2020 die Infrastruktur und die Lebensgrundlagen vieler Kinder, Jugendlicher und Familien in unserer Projektregion Ixil im Norden von Guatemala im Grenzgebiet zu Mexico

Im November haben die beiden Hurrikane „Eta“ und „Iota“ Guatemala mit unglaublichen Regenmassen überschüttet, die auch in unserer Projektregion Ixil verheerende Schäden anrichteten. Überschwemmungen, Bergrutsche und zerstörte Brücken haben den Zugang zu den meisten Dörfern unmöglich gemacht. Viele Familien sind obdachlos, die Ernte und die Lebensmittelvorräte sind vernichtet. Es gab viele Verschüttete, Verletzte und Tote, die Menschen sind verzweifelt, einige Familien immer noch auf der Flucht im unwegsamen Grenzgebiet zu Mexico.

Da staatliche Hilfe, wie in den letzten Jahren bei Erdbeben und Vulkanausbrüchen, nicht zu erwarten war, hat unsere Stiftung als einzige Hilfsorganisation vor Ort mit unserem Partner APEI sofort Hilfsmaßnahmen eingeleitet. Wir konnten vielen Familien in unseren Bildungseinrichtungen im Internat Casa Angela und der Oberschule in Sumalito sowie in allen von La Sonrisa errichteten 15 Grundschulen in umliegenden Bergdörfern Schutz und Unterkunft gewähren. Anfang Dezember haben wir mit gemieteten Baggern und Räumfahrzeugen begonnen, die einzige Zugangsstraße in das Katastrophengebiet, die nach zahlreichen Bergrutschen meterhoch verschüttet und unpassierbar ist, zu räumen.

Unsere Helfer haben mit großem Einsatz schon viel erreicht. 16 km Wegstrecke, steiles Gelände, meterhohe Erdmassen, mehrere zerstörte Brücken, und doch wurde bis Weihnachten die Straße nach Sumalito freigeräumt und wir konnten die ersten Familien mit Lebensmitteln und frischem Wasser versorgen. Am 28. Dezember 2020 haben wir begonnen, von Sumalito aus auch die unwegsamen Straßen in viele weiter entfernte Bergdörfer wieder passierbar zu machen, um auch dort den von der Naturkatastrophe Betroffenen helfen zu können.

Unsere Stiftung fördert in Guatemala vorrangig die gemeinnützigen Zwecke „Bildung und Erziehung“, aber auch steuerbegünstigte mildtätige Zwecke. Mildtätigkeit bedeutet die Unterstützung von Menschen, die körperlich, seelisch oder wirtschaftlich hilfsbedürftig sind. Jede neue Brücke auf der carretera rural von Nebaj nach Sumalito dient dazu, Kindern, Jugendlichen und Familien aus existenzieller Not zu helfen. Wir begrenzen unsere Hilfe nicht auf die Familien der Kinder und Jugendlichen, die in unseren Bildungseinrichtungen betreut werden. Dafür wird unserer Stiftung von der indigenen Bevölkerung besonders gedankt.

Köngen, 30. Dezember 2020

Peter Wochinger
(Vorstand)