Weiterführung der Hilfsprojekte in Guatemala während der Corona-Krise

Die Corona-Krise hat auch Guatemala erfasst und schwer getroffen. Wie die meisten Länder der Dritten Welt ist Guatemala wegen des katastrophal schlechten Gesundheitswesens auf Corona-Fälle nicht vorbereitet. Obwohl in Guatemala nur sehr wenige Corona-Fälle aufgetreten sind, haben die politisch Verantwortlichen sehr einschneidende Beschränkungen verfügt. Vollständige Schließung des Schul- und Studienbetriebs, weitgehende Ausgangssperre auch in den ländlichen Gebieten, Entlassungswelle bei Arbeitnehmern im öffentlichen und privaten Bereich ohne jede soziale Absicherung, Verlust von existenzsichernden „temporären“ Arbeitsmöglichkeiten. Es herrscht Chaos, Not und Verunsicherung in Guatemala.

Die Kinder und Jugendlichen in unseren Bildungsprojekten sind in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt, werden dort aber von unseren Projektverantwortlichen und Lehrern unter äußerst schwierigen Umständen weiter unterrichtet und betreut. Diese Betreuung umfasst auch die Versorgung besonders bedürftiger Familien in den Dorfgemeinschaften, da die Dörfer derzeit aufgrund der strikten Ausgangssperre nicht zugänglich sind. Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, alle Lehrer und Helfer weiter zu bezahlen, obwohl unsere Spendeneinnahmen in der Corona-Krise zurückgegangen sind. In unseren Straßenkinderprojekten im Süden von Guatemala haben wir unsere soziale Betreuung deutlich ausgedehnt. Täglich kommen immer mehr Bedürftige, um sich wenigstens eine warme Mahlzeit am Tag zu sichern. Auch aus unseren anderen Hilfsprojekten erhalten wir zunehmend Förderbitten zur finanziellen Unterstützung der Eltern und Angehörigen der betreuten Kinder und Jugendlichen, weil sich die geringfügigen und unregelmäßigen staatlichen Hilfen auf die Großstädte in Guatemala beschränken und bei den indigenas nicht ankommen.

Die Entscheidung, nicht nur die unmittelbar in unseren Projekten geförderten Kinder und Jugendlichen weiter zu betreuen, sondern in den Zielgebieten auch bedürftige Familien und einen erweiterten Kreis von Straßenkindern mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen, ist vor Ort sehr aufmerksam und dankbar aufgenommen worden. Wir sind zuversichtlich, dass unsere zusätzlichen vertrauensbildenden Maßnahmen in der Corona-Krise dazu führen, dass hoffentlich alle unsere Schützlinge nach Sumalito und in unsere anderen Bildungs- und Sozialprojekte zurückkehren.

Unsere festen Einrichtungen zur Unterbringung von misshandelten Mädchen, besonders gefährdeten Straßenkindern und vom Ausbruch des Vulkans Fuego betroffene Kinder führen wir auch in der Corona-Krise unverändert weiter. Das Corona-Virus hinterlässt auch insoweit hässliche Spuren, als sich das soziale Leben weitgehend hinter verschlossene Türen verlagert hat, was verstärkt zu häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch an Kindern führt. Wir unterstützen unsere Partner ADUS, ACEDIF und Fidesma in Guatemala mit zusätzlichen Fördergeldern, um noch mehr misshandelte Mädchen in unsere Betreuungseinrichtungen aufzunehmen und – soweit möglich – die präventive soziale Betreuung gefährdeter Familien verstärken zu können. Dies auch vor dem erschreckenden, der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Hintergrund, dass nach Berichten der UN und von internationalen Kinderhilfs- und Menschenrechtsorganisationen in Lateinamerika jeden Tag mehr als eine Million Mädchen und junge Frauen Opfer von sexueller Gewalt werden.

Bitte unterstützen Sie uns weiterhin bei unserer humanitären und gemeinnützigen Zielsetzung, möglichst vielen hilfsbedürftigen Kindern und Jugendlichen in Guatemala eine Zukunftschance zu geben. Die Perspektive für ein gewaltfreies, selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben.

Köngen. 30. Mai 2020

Peter Wochinger
(Vorstand)