Auch zu Beginn des neuen Jahres wird unsere Projekttätigkeit zunächst im Wesentlichen darauf gerichtet sein, die Folgen von COVI19 und der Naturkatastrophe durch die Hurrikane „Eta“ und „Iota“ zu bewältigen bzw. zu beseitigen. Wir werden versuchen, die Verbindung von Sumalito zu den gegenwärtig weiter von der Außenwelt abgeschnittenen Bergdörfern der Region Ixil möglichst schnell wieder herzustellen, um auch dort den von der Naturkatastrophe betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien helfen zu können. Eine besondere logistische Herausforderung, weil die schwer zugänglichen Bergdörfer selbst in der Trockenzeit nur auf schmalen und unwegsamen Pfaden erreichbar sind.

Wenn wir dieses Ziel erreicht haben, stellt sich die Frage, inwieweit wir beim Wiederaufbau der Infrastruktur und der Schaffung neuer Lebensgrundlagen für die notleidende Bevölkerung helfen können. Beides sind – wie bei unseren Hilfseinsätzen in den letzten Jahren bei Erdbeben und Vulkanausbrüchen – originäre staatliche Aufgaben. Wenn unsere Stiftung diese Hilfsmaßnahmen im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten und nach Zustimmung des Stiftungsrats leistet, würde dies meinem persönlichen Willen entsprechen und wäre auch sachlich gerechtfertigt. Nur wenn in der Region Ixil wieder Lebensbedingungen für die Bevölkerung bestehen, die die wirtschaftliche Existenz und das Verbleiben in der Heimat einigermaßen gewährleisten, besteht die Chance, dass die Eltern ihren Kindern- vor allem den Mädchen – einen Schulbesuch erlauben und ermöglichen.

Schon konkreter sind unsere Planungen hinsichtlich des Schulbetriebs in unseren Bildungseinrichtungen in Sumalito mit der Oberschule und dem Internat Casa Angela sowie in den von unserer Stiftung selbst errichteten oder unterstützen Grundschulen in der Ixil-Region. Da noch nicht absehbar ist, ab wann im Jahr 2021 wieder Präsenzunterricht in Guatemala möglich ist, werden unsere Lehrer alle unsere Schüler und Schützlinge wie seit April 2020 in den Heimatdörfern unterrichten. Dies ist nicht selbstverständlich und ich möchte unseren Lehrern, die wir vor drei Jahren privat engagiert haben, nachdem die staatliche Schuldirektion keine staatlichen Lehrer mehr bereitstellt, besonderen Dank für ihren außergewöhnlichen Einsatz übermitteln.

Außerdem werden wir verstärkt online-Unterricht anbieten, wobei wir allerdings das Problem haben, dass viele Bauernfamilien die Kosten des seit kurzem möglichen Stromanschlusses nicht aufbringen können. Fördern werden wir auch wieder Radiofunk-Bildungsprogramme („Educación por radio“), z.B. in der abgelegenen Region Tacaná  das „Radio Asuncion“ und „Radio Cahabon“ von Pater Cristóbal im Urwaldgebiet des Petén. Bei unseren Studenten in Sololá, Chimaltenango (Unterstützung von nph Guatemala) und Nebaj gehen wir von online-Vorlesungen aus. Auch bei den wichtigen Straßenkinder- und Betreuungseinrichtungen von ACEDIF, ADUS und Fidesma  im Süden von Guatemala hoffen wir auf die baldige Möglichkeit, wieder Schul- und Berufsausbildung durchführen zu können, um die niños en la calle besser dem Zugriff gewalttätiger Jugendbanden entziehen zu können sowie arbeitslosen Jugendlichen eine einfache praktische Berufsausbildung als Existenzgrundlage zu ermöglichen.

Köngen, 30. Dezember 2020

Peter Wochinger
(Vorstand)