Mit dem Ausbau und der Sanierung der Schuleinrichtungen in Sumalito, Poza de Agua und Panimaquin sowie der feierlichen Einweihung des Berufsausbildungszentrums Centro Ixil in Nebaj im März sind wir hoffnungsvoll in das Jahr 2012 gestartet. Der Vorstand konnte sich bei seiner Projektreise im März 2012 auch von der sehr guten Entwicklung der Projekte in Tacana (Schulfunk) und in San Miguel Petapa (Ganztagesschule) überzeugen.

Sorgen bereitet uns das Straßenkinderprojekt in Petapa, weil dort Gewalt und Kriminalität selbst für guatemaltekische Verhältnisse erschreckend hoch sind. Die von uns betreuten Straßenkinder und die mutige Leiterin des Projekts im Ortsteil Cerro werden ständig von Verbrechern und Jugendbanden terrorisiert, die verhindern wollen, dass in dem Teilort mit mehr als 5000 Einwohnern ein Schulbetrieb stattfindet. Wir werden die Kinder in den barrios pobres von Petapa aber nicht dem trostlosen Schicksal eines Lebens auf der Straße überlassen und ihnen auch künftig mit Bildung, sozialer und gesundheitlicher Betreuung einen Ausweg aus dem Teufelskreis von Analphabetentum, sozialem Elend, Gewalt und Hoffnungslosigkeit zeigen.

Von den Projekten, die im Jahr 2012 nicht besucht werden konnten (Landwirtschaftsschule in Santa Maria Cahabon, Hebammen- und Gesundheitsfürsorge-Programm in Baja Verapaz) liegen ausführliche Rechenschaftsberichte der Projektverantwortlichen vor, die die zweckgerechte und zielführende Verwendung der von La Sonrisa zur Verfügung gestellten Mittel zweifelsfrei dokumentieren.

Mitte des Jahres 2012 wurden wir mit Problemen konfrontiert, die für uns nicht überraschend waren, deren Brisanz uns dann aber doch vehement traf. Unser Partner Kindernothilfe e.V., Duisburg, hatte die Ankündigung verwirklicht, die Gemeinschaftsprojekte in Sumalito (Schuleinrichtungen mit Internat) und Santa Maria Cahabon (Landwirtschaftsschule für ökologischen Landbau und Kekchi-Kulturzentrum)  zum 30.6.2012 bzw. 31.12.2012 einschließlich der dortigen Kinderpatenschaften definitiv zu beenden. Auch die Fortführung der Projekte in Tacana (Schulfunk) und San Miguel Petapa (Ganztagesschule und Straßenkinderprojekt) war ernsthaft gefährdet. Als Begründung führte KNH an, dass diese Projekte teilweise bereits seit vielen Jahren gefördert worden seien, die neuen Förderrichtlinien von KNH nach dem Grundsatz der „Hilfe zur Selbsthilfe“ grundsätzlich nur noch eine Förderung von max. 5 Jahren vorsehen würden und – ganz wesentlich – die Förderziele von KNH künftig vorrangig auf die Stärkung der Kinder- und Frauenrechte gerichtet seien.

Trotz dieser gegensätzlichen Förderziele wird es im Interesse und dem vorrangigen Ziel der Hilfe für notleidende Kinder und Jugendliche eine neue Kooperationsvereinbarung zwischen KNH und La Sonrisa geben. Wir konnten erreichen, dass KNH die bisherigen Gemeinschaftsprojekte in Tacana und San Miguel Petapa mit Unterstützung von La Sonrisa für weitere 5 Jahre fördert. Andererseits wird La Sonrisa eine Unterstützung des KNH-Projekts Ceipa in Quetzaltenango prüfen, das vorrangig auf die Stärkung und den Ausbau der Kinderrechte für die auf dem Markt arbeitenden Kinder und Jugendlichen ausgerichtet ist. Vielleicht erwacht auch in Guatemala – wie jetzt in Indien nach dem schrecklichen Leid und Tod einer jungen Frau – ein Bewusstsein in der Bevölkerung, dass auch Kinder und Frauen elementare Rechte auf ein gewaltfreies, sicheres und menschenwürdiges Leben haben. Es wäre ein wichtiges Signal für Millionen von Kindern und Frauen in Guatemala, die auch heute noch vielfach seelischer und körperlicher Gewalt ausgesetzt sind.

Der Stiftungsrat von La Sonrisa wird in der nächsten Stiftungsratssitzung Anfang 2013 über die neue Kooperationsvereinbarung mit KNH, die Fortführung der bisherigen La Sonrisa-Projekte und die Verwirklichung neuer Projekte beschließen. Dabei werden die Gespräche und Erfahrungen unseres Stiftungsratsmitglieds Prof. Dr. Michael Schaden anlässlich seiner Projektreise in Guatemala Anfang Dezember eine wichtige Entscheidungsgrundlage sein. Wir werden dann auf unserer Website unsere Förderprojekte im Einzelnen konkretisieren.

Anfang November wurde Guatemala von einem schweren Erdbeben erschüttert. Das Zentrum des Erdbebens lag in der Provinz San Marcos, in der sich unser Schulfunkprojekt befindet. Glücklicherweise sind alle Projektverantwortlichen und Schüler in der Nähe von Tacana sowie in der Provinzhauptstadt San Marcos unverletzt geblieben. Die Schäden am Schulfunksender Radio Asunción sind inzwischen behoben. Da die Infrastruktur fast völlig zerstört ist, haben wir aber immer noch keinen vollständigen Kontakt zu den Schülern und ihren Familien, die im entlegenen Urwaldgebiet im Umkreis von 50 Kilometer um Tacana am Schulfunkprojekt teilnehmen. Gleiches gilt für die 17 dezentralen Einrichtungen, die wir in den letzten Jahren errichtet haben, um mit den Schülern samstags einen regulären Unterricht mit Lehrern durchführen zu können. Wir hoffen, dass wir im Januar 2013 den Unterricht mit allen 570 Schülern wieder beginnen können. Sobald wir einen genauen Überblick haben, werden wir entscheiden, ob zusätzliche Hilfsmaßnahmen notwendig sind.

Zum Jahresende 2012 wurde La Sonrisa reichlich beschenkt. Unsere Weihnachtsspenden-Aktion war ein großer Erfolg und mit großzügigen Sonderspenden haben wir zusätzlich Mittel für die Verwirklichung unserer Hilfsprojekte erhalten. Wir danken allen Spendern für die großzügige Unterstützung und werten die große Spendenbereitschaft auch als Vertrauensbeweis für unsere ehrenamtliche und selbstlose Tätigkeit. Da unsere Verwaltungskosten weiterhin deutlich weniger als 1% des Spendenaufkommens betragen und aus den Erträgen des Stiftungskapitals gedeckt werden können, kommen alle Spenden zu 100% unseren Hilfsprojekten zu Gute.

Ich danke dem Stiftungsrat von La Sonrisa für die stets konstruktive Zusammenarbeit, unseren ehrenamtlichen Helfern für die wertvolle Hilfe und allen Spendern für die großzügige Unterstützung.
Die Stiftung La Sonrisa de los Niños wünscht mucha suerte y un próspero Año Nuevo 2013.

Peter Wochinger
(Vorstand)