Der Vorstand von La Sonrisa besuchte vom 27.2. bis 10.3.2014 mit Ausnahme der Landwirtschaftsschulen in Santa Maria Cahabon alle Hilfsprojekte unserer Stiftung in Guatemala. Dank der hervorragenden Begleitung und Unterstützung durch Sr. Otto Arenales von der Kindernothilfe Guatemala konnten auch die aufgrund der sehr schlechten Straßenverhältnisse nur mit besonderen Geländefahrzeugen erreichbaren Projekte im Norden von Guatemala in der Grenzregion zu Mexico besucht werden. Sr. Otto Arenales war auch in den von gewalttätigen Jugendbanden (maras salvatruchas) beherrschten Regionen im Süden von Guatemala ein umsichtiger und unverzichtbarer Freund und Begleiter. Muchisima gracias querido Otto!

Nach 10 Reisetagen und 2377 Kilometer über die Panamericana, enge Landstraßen, Schotterpisten, ausgetrocknete Flüsse, Waldschneisen und Trampelpfade mit mehrmaligem illegalen Grenzübertritt über die grüne Grenze zu Mexico hatten wir gemeinsam folgende Projekte besucht und teilweise feierlich eingeweiht:

  •  Neubau Schule Casa del Niño in Jocotenango
  • Schulfunkprojekt in Tacana und Los Andes
  • Gemeinwesenprojekt und Schulraumverbesserungen in Ixtupil
  • Schuleinrichtungen mit Internat Casa Angela in Sumalito,
  • Ausbildungszentrum Centro Ixil in Nebaj
  • Besuch unserer Studenten in der Universidad del Valle in Sololá
  • Schulraumneubauten/-sanierungen in San Andrés Itzapa
  • Berufsausbildung Fidesma Apoyos
  • Kooperation Berufsausbildung Fidesma/NPH Parramos
  • Poza de Agua (Kindertagesstätte und Ganztagesschule im Grenzgebiet zu El Salvador)
  • San Miguel Petapa (Ganztagesschule „El Buen Sembrador“ mit Straßenkinderprojekt im Ortsteil Cerro)

Neubau Ganztagesschule in Jocotenango (Projekt Casa del Niño)

27. Februar 2014

Die Einweihung der Ganztagesschule in Jocotenango, in die auch behinderte Kinder aufgenommen werden, verlief planmäßig und sehr feierlich mit dem Abspielen der Nationalhymnen von Guatemala und Deutschland. Die Schule hat den Schulbetrieb mit etwa 80 Kindern aufgenommen, nach endgültiger Zertifizierung (die der Vertreter des Bildungsministeriums bei der Einweihungsfeier verbindlich zusagte) werden nächstes Jahr mehr als 200 Kinder aus armen Bauernfamilien die Schule besuchen.

Schulfunkprojekt in Tacana mit Besuch in Los Andes (Grenze zu Mexico)

Die Projektreise führte am 28.2. in die gefährliche San Marcos Region (Drogenanbaugebiet) und am 1.3. nach Tacana. Das Radioschulfunk-Projekt in Tacana wird sehr gut geführt und verdient trotz leichtem Rückgang der Teilnehmerzahlen eine weitere Förderung. Mit dem Leiter Don Enrique besuchten wir den entferntesten Außenposten des Projekts in Los Andes, unmittelbar an der Grenze zu Mexico. Der Wochenendunterricht wird in der dortigen kleinen Schule durchgeführt. Anders als in den anderen 16 Wochenendstützpunkten fehlen in Los Andes ausreichende Räumlichkeiten und Schulausstattung. Es wurde vereinbart, dass der Leiter des Schulfunk-Projekts den Bedarf prüft und dann einen entsprechenden Förderantrag an La Sonrisa über KNH Guatemala und KNH Deutschland stellt.

Gemeinwesenprojekt in Ixtupil und Schuleinrichtungen mit Internat Casa Angela in Sumalito, Berufsausbildungszentrum Centro Ixil in Nebaj

Am 3.3. wurden das KNH-Gemeinwesenprojekt in Ixtupil (Einweihung neuer Schulräume) sowie die Schuleinrichtungen mit Internat in Sumalito besucht. Der Empfang in Ixtupil war sehr herzlich, der neue Schulraum konnte feierlich eingeweiht werden. Bei Gesprächen mit der Comunidad und Alcalde Pedro bestand Einigkeit, dass die Schulraumsituation in Ixtupil dringend weiter verbessert werden muss, wobei Alcalde Pedro eine substanzielle Beteiligung der Gemeinde zugesagt hat. Die Stiftung Agros wird deshalb über KNH Guatemala einen neuen Förderantrag für den Bau von neuen Schulräumen stellen und dabei auch den Finanzierungsbetrag der Comunidad konkretisieren.

Sehr erfreulich war auch der Besuch der Schuleinrichtungen in Sumalito. Das Gespräch mit den Verantwortlichen vor Ort, den Lehrern und der hervorragenden Tutorin Maria Rodriguez sowie den Schülern des Internats Casa Angela und unserer Sekundarschule brachte wichtige Erkenntnisse, auch für die künftige Entwicklung. Die Schuleinrichtungen in Sumalito haben sich sehr gut entwickelt und haben in der Region einen sehr guten Ruf. Vor allem für Mädchen aus entlegenen Bergdörfern sind das Internat Casa Angela und die Sekundarschule in Sumalito die einzige Chance auf ausreichende Schulbildung und ein selbstbestimmtes Leben. Das für die Region traditionell „undenkbare“ Zusammenleben von 11-15 jährigen Mädchen und Jungen unter einem Dach ist im Internat Casa Angela (bei streng getrenntem „Stockwerkseigentum“) völlig unproblematisch.
Das von La Sonrisa mit hohem Kostenaufwand errichtete Berufsausbildungszentrum „Centro Ixil“ in Nebaj, im dem vorrangig die Jugendlichen unserer Schuleinrichtungen in Sumalito eine praktische Berufsausbildung erhalten sollen, hat nach Anlaufschwierigkeiten aufgrund behördlicher Hindernisse jetzt den Ausbildungsbetrieb mit 70 Jugendlichen begonnen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass sich das Ausbildungszentrum unter Leitung von Sr. Diego Bernal von Agros schnell und positiv weiterentwickelt.

Besuch unserer Studenten an der Universidad del Valle in Sololá

Der Besuch unserer ersten 7 Studenten in Sololá war sehr emotional und erfolgreich. Alle Studenten haben La Sonrisa für die einmalige Zukunftschance herzlich gedankt. Ich habe auch den festen Eindruck, dass die Studenten ihre Chance nutzen und das Studium erfolgreich beenden werden.

Im Gespräch mit dem Universitätsdirektor wurde erreicht, dass auch Rosa Noemy zu Sonderkonditionen studieren darf. In zwei Härtefällen (Marta und Anayanci, schwere Erkrankung des Vaters bzw. der Mutter) hat La Sonrisa die sonst von den Eltern zu tragenden Studiennebenkosten (Versicherung, Einkleidung, Transport) von rd. 300 € jährlich übernommen. Wegen der sehr schwierigen ökonomischen Situation  der Bauernfamilien in der Region Ixil (Vernichtung von mehr als 50% der Kaffeeernte durch eine Pflanzenkrankheit) wird La Sonrisa künftig wahrscheinlich alle Studenten und deren Eltern auch von den Studiennebenkosten freistellen.

Schulraumbauten/-sanierungen in San Andrés Itzapa, Berufsausbildung bei Fidesma Apoyos, Zusammenarbeit von Fidesma und NPH in Parramos

Uneingeschränkt positiv waren die Einweihungsfeiern von Schulraumneubauten/-sanierungen in den Schulen Escuela 25 de junio, 15 de septiembre und San Antonio. Die Emotionalität, Dankbarkeit, aber auch die Bereitschaft der Bevölkerung, substanzielle Eigenleistungen zu erbringen, sind immer wieder beeindruckend. Der Bürgermeister von San Andrés Itzapa (ca. 30.000 Einwohner) überreichte La Sonrisa den goldenen Schlüssel der Stadt. Nach seinen Worten nur ein bescheidener Ausdruck des Dankes der Stadt an La Sonrisa für den Wiederaufbau der Bildungsstrukturen nach zwei schweren Erdbeben. Die Erdbebenschäden an Schulen in San Andrés Itzapa sind noch lange nicht alle behoben. Ein Besuch in der Escuela Las Colinas hat dies verdeutlicht. Unsere Stiftung wurde herzlich um weitere Hilfe gebeten, mit der Zusage, dass die Comunidad weiterhin verstärkt Eigenleistungen und finanzielle Beteiligungen erbringen würde.

Sehr erfreulich ist auch die Entwicklung der Berufsausbildung bei Fidesma Apoyos in San Andrés Itzapa. Fidesma bildet arbeitslose Jugendliche in praktischen Kursen zu Mechanikern, Elektrikern, Bäckern und PC-Anwendern aus. Außerdem werden vor allem für Mädchen und Frauen Berufsausbildungskurse für die Herstellung traditionellen Kunstgewerbes und von Webereien sowie von pflanzlichen Heilmitteln durchgeführt. Der Vorstand von La Sonrisa konnte als Ehrengast wieder 15 jungen Frauen und Männern Zertifikate für eine erfolgreiche Berufsausbildung überreichen, die zu Ausübung eines selbständigen Kleingewerbes befähigt.

Noch nicht angelaufen war die Kooperation in der Berufsausbildung zwischen Fidesma und NPH in Parramos. Die Vertreter von NPH kündigten den Beginn der gemeinsamen Berufsausbildung für Mai oder Juni 2014 an. Nach übereinstimmenden Berichten der Kooperationspartner Fidesma und Asociación NPH Guatemala (die in Parramos ein Waisenhaus mit Schul- und Berufsausbildungseinrichtungen unterhält) vom Juli 2014 ist die gemeinsame Berufsausbildung erfolgreich gestartet und hat sich hervorragend entwickelt. Die Zusammenarbeit von Fidesma und NPH funktioniert reibungslos, die Jugendlichen verstehen sich sehr gut und arbeiten gerne zusammen. Im Dezember 2014 sollen schon die ersten Abschlusszertifikate erteilt werden. La Sonrisa wird Anfang 2015 mit NPH Deutschland über eine Weiterführung des Projekts verhandeln.

Projekt Poza de Agua (Grenze zu El Salvador) – Kindertagesstätte und Ganztagesschule

Der Besuch am 6.3.2014 in Poza de Agua in der Nähe der Grenze zu El Salvador verlief sehr zufriedenstellend. Das Projekt, das Ende dieses Jahres aus der KNH-Förderung ausscheidet, wird gut geführt und erscheint ausreichend ausgestattet. KNH und La Sonrisa wurde für die langjährige Förderung herzlich gedankt. Mit dem anwesenden Vertreter eines Förderpartners aus den USA  wurde die Anschlussförderung ab 2015 besprochen. La Sonrisa ist bereit, das Projekt weiterhin durch Einzelmaßnahmen (Verbesserung der Schulausstattung und der Wasserversorgung) zu unterstützen.

Projekt „El Buen Sembrador“ (Kindertagesstätte und Ganztagesschule) in San Miguel Petapa mit Straßenkinderprojekt im Ortsteil „Cerro“

Zum Abschluss der Reise wurde am 10.3.2014 das Projekt „El Buen Sembrador“ („Der gute Sämann“) in San Miguel Petapa besucht. Der Empfang durch die Direktorin und die Schüler der Einrichtung war wie immer besonders herzlich und emotional. Schwerpunkt des Besuchs waren Gespräche mit den Straßenkindern (niños en la calle), wobei vor allem die Situation der Mädchen sehr traurig ist. Die sozialen Verhältnisse, aus denen diese Mädchen kommen sowie der körperliche und seelische Missbrauch, denen diese Mädchen außerhalb des Projekts ständig ausgesetzt sind, erfordern ein zusätzliches Sozial- oder Patenschaftsprogramm. Die Straßenkinder sind zwar in das Projekt „El Buen Semprador“ sehr gut integriert und erhalten dort auch aufgrund des großen Engagements der Direktorin und von Sra. Lilian schulische Betreuung, sind aber nicht Bestandteil des KNH-Patenschaftsprogramms. Ein Sozial- und Patenschaftsprogramm für die Straßenkinder würde deshalb nicht nur die Akzeptanz des Straßenkinderprojekts im Ortsteil Cerro erhöhen und den Kindern bei ihrem täglichen Überlebenskampf helfen, sondern durch deren gesicherten Schulbesuch auch die Schuleinrichtung des Projekts „El Buen Sembrador“ in San Miguel Petapa unterstützen. Der Vorstand hat im Anschluss an die Projektreise dem Stiftungsrat von La Sonrisa ein zusätzliches Sozial- und Patenschaftsprogramm für die „chicas de calle“ vorgeschlagen.

Fazit

Die Hilfsprojekte von La Sonrisa in Guatemala haben sich seit Gründung der Stiftung im Jahr 2007 sehr gut entwickelt. La Sonrisa betreut derzeit in 12 Projekten in Guatemala weit mehr als 3000 hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche. Die erste Phase des Ziels, in der durch den langjährigen Bürgerkrieg zerstörten Ixil-Region im Norden von Guatemala das Schulwesen wieder aufzubauen, konnte jetzt nach Neubau und Sanierung zahlreicher Grundschulen, der Errichtung einer zentralen Sekundarschule und des Internats „Casa Angela“ in Sumalito sowie des Berufsausbildungszentrums „Centro Ixil“ in Nebaj erfolgreich abgeschlossen werden. La Sonrisa hat in allen Regionen von Guatemala einen hervorragenden Ruf, weil wir der armen Landbevölkerung keine falschen Versprechungen machen und stets die kulturelle Eigenständigkeit der indigenas achten.

Aufgrund der sich ständig verschlechternden Rahmenbedingungen und der erschreckend hohen Kriminalität wird es aber zunehmend schwieriger, das bisher Erreichte zu bewahren und fortzuentwickeln. Letztlich werden wir nur durch fortdauernde persönliche Präsenz von Vertretern unserer Stiftung in Guatemala oder eine eigene Repräsentanz (La Sonrisa Guatemala) unser Ziel erreichen, möglichst vielen Kindern und Jugendlichen in Guatemala nachhaltig eine Zukunftschance geben zu können.

Peter Wochinger
(Vorstand)