Zu Beginn der Reise, bei der Vorstand Peter Wochinger von seinem Sohn Daniel Wochinger begleitet und sehr gut unterstützt wurde, haben wir unter der wiederum hervorragenden Führung von Otto Arenales (KNH Guatemala) unser Schulfunkprojekt in Tacaná / Provinz San Marcos besucht. Das in einer Kooperationsvereinbarung mit der Kindernothilfe e.V. beschlossene Projekt „Ausstattung von 8 Wochenendstützpunkten mit Computern“ wurde stellvertretend in aldea Rosario feierlich eingeweiht.
In Tacana fördern wir für Kinder, die keine Schule besuchen können oder konnten ein Schulfunkprojekt. Radio Asunción (“Maria Himmelfahrt”) sendet montags bis freitags für 3 Klassenstufen je 1 1/2 Stunden Unterricht, der in den weit entfernten Orten (Umkreis 40 km im Grenzgebiet zu Mexiko) von den Schülern mittels batteriegetriebenem Radio empfangen wird. Am Wochenende kommen die Schüler zu Stützpunkten und werden dort von Lehrern unterrichtet. Nach 3 Jahren müssen die Schüler eine Prüfung ablegen und haben dann einen Schulabschluss. Es besteht dann noch die Möglichkeit, projektunterstützt einen Mittelschulabschluss in der Provinzhauptstadt San Marcos zu machen. Wir haben wesentliche dazu beigetragen, dass die Zahl der Wochenendstützpunkte von 6 auf 17 erhöht wurde (um die teilweise gefahrvollen Wegstrecken für die Schüler zu verkürzen) und haben dieses Jahr 8 Stützpunkte mit Computern ausgestattet. In diesem Projekt werden derzeit 450 Schüler im Alter von 12 – 27 Jahren in der “Grundstufe/-schule” unterrichtet und 70 Jugendliche betreut, die in San Marcos den Mittelschulabschluss nachholen. Tacaná hat sich mittlerweile für La Sonrisa zu einem Schwerpunkt der Hilfstätigkeit entwickelt.
In Sumalito im Norden Guatemalas unterhalten wir eine Sekundarschule für mehr als 100 Schüler und ein Internat, damit auch Kinder aus entfernt liegenden Bergdörfern die Sekundarschule besuchen können. Dieses Jahr haben wir 5 mutige 15-jährige Mädchen getroffen, die zusammen mit 31 Jungs das Internat und die Sekundarschule besuchen. Das ist nicht selbstverständlich, weil in der abgelegenen Sumal-Region die Mädchen früh heiraten (mit 14 – 16 Jahren) oder verheiratet werden, damit sie “versorgt” sind. Diese Mädchen haben großen Mut bewiesen, die Familie zu verlassen und in Sumalito eine Bildungs- und Zukunftschance wahrzunehmen. Unser Dank gilt auch den Vätern, die dies ermöglichen.
Mit flankierenden Maßnahmen (z.B. sicherer Transport zur Schule von den weit entlegenen Wohnorten) hoffen wir, dass zu Beginn des neuen Schuljahres im Januar 2012 alle 20 Plätze für Mädchen im Internat belegt sind. Für Jungs haben wir bereits eine lange Warteliste.
Für die Grundschule in Sumalito hat La Sonrisa zusätzlich Schulmöbel übergeben. Leider hat ein Unternehmen seine Zusage, 4 dringend benötigte Schulräume zu bauen, nicht eingehalten. Die Kinder werden in Behelfsbauten aus Brettern unterrichtet. Es ist bereits absehbar, dass diese Behelfsbauten ab der im Mai beginnenden Regenzeit nicht benutzbar sind. Der Stiftungsrat von La Sonrisa wird in der nächsten Stiftungsversammlung darüber entscheiden, ob La Sonrisa möglichst schnell 4 Schulräume in topographisch schwierigem Gelände bauen kann.
In Nebaj haben wir am 14.3.2011 in Anwesenheit des neuen Deutschen Botschafters in Guatemala SE Dr. Thomas Schäfer den Grundstein für ein Berufsbildungszentrum für Jugendliche des Ixil-Dreiecks gelegt. Für La Sonrisa ist das Ausbildungszentrum (mit handwerklicher Ausbildung, z.B. Schreinerei, mechanische Werkstätten, Computertechnik, traditionellem Kunstgewerbe, Hauswirtschaft, aber auch Landwirtschaft mit ökologischem Landbau, Tier- und Fischzucht), das wir mit der Agros Stiftung Guatemala errichten, eine große finanzielle Herausforderung. Wir können damit aber vielen arbeitslosen Jugendlichen die Chance geben, einen Beruf zu erlernen. Für unsere Bildungseinrichtungen und Schüler in Sumalito (ca. 20 km von Nebaj entfernt) ist das Ausbildungszentrum eine ideale Ergänzung auf dem Weg in eine berufliche Zukunft.
In Poza de Agua im heißen Süden von Guatemala nahe der Grenze zu El Salvador hat La Sonrisa eine Grundschule saniert. Bei unserem Besuch waren wir überwältigt von der Freude und Dankbarkeit der Kinder und Projektverantwortlichen für die Sanierung der Schule (Dämmung der Schulräume gegen Hitze, Reparatur der Dächer), die Errichtung eines kleinen Spielplatzes und vor allem den Bau eines Wassertanks. Weitere Hilfe (ausreichend Schulmöbel und weitere Sanierungsmaßnahmen), wäre dringend notwendig und wird von La Sonrisa geprüft.
Die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Guatemala verschlechtern sich zunehmend und drastisch. Der Umstand, dass Jugendliche keine Chance auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz haben und viele Familien zerrüttet sind, führt vor allem in den großen Städten zu immer mehr gewalttätigen Jugendbanden und hoffnungslosen Straßenkindern. Allein in der Hauptstadt Guatemala City (ca. 2,5 Millionen Einwohner) sind mehr als 300.000 Jugendliche in Jugendbanden (maras) organisiert, die von Drogenhandel und Raubüberfällen leben und sich gegenseitig erbittert bekämpfen. In Mittelamerika soll es mehr als 5 Millionen Straßenkinder, in Mittel- und Südamerika nach Angaben von Hilfsorganisationen mehr als 30 Millionen Straßenkinder geben. La Sonrisa möchte einen kleinen Hoffnungsfunken entzünden. Wir wollen in San Miguel Petapa (ca. 40 Kilometer von Guatemala City entfernt) im Teilort „Cerro“, wo wir Armut, Gewalt und Hoffnungslosigkeit in beeindruckender Weise selbst erlebt haben, eine offene Bildungseinrichtung aufbauen. Wir wollen möglichst vielen Kindern, denen von den Eltern der Schulbesuch verboten wird (weil die Kinder durch Stehlen, Rauben und Drogenhandel zum Lebensunterhalt beitragen sollen) eine Bildungschance geben und sie vor der Eingliederung in gewalttätige Jugendbanden bewahren.
Ich danke Otto Arenales, ohne den Reisen zu unseren Projekten in Guatemala nicht möglich wären, für seine freundliche, einfühlsame und sichere Führung, und meinem Sohn Daniel für das Verständnis, die schnelle Integration und wertvolle Unterstützung bei den Gesprächen mit „unseren“ Kindern und Jugendlichen in den besuchten Projekten.
Geben sie Kindern und Jugendlichen in Guatemala mit La Sonrisa eine Chance, für eine bessere Zukunft, für ein sicheres und würdiges Leben!
Ostern 2011,
Peter Wochinger
(Vorstand)