Alternatives Bildungsprojekt

Im Hochland von Tacaná gibt es nur wenige Schulen. Weit verstreut in kleinen Siedlungen leben die Menschen dieser abgelegenen Gegend von der Landwirtschaft, meist in ärmlichen Verhältnissen. Oft haben die Kinder und Jugendlichen nicht die Möglichkeit, eine öffentliche Schule zu besuchen, weil sie zu Hause mitarbeiten müssen oder der Schulweg einfach zu lang ist. Aus diesem Grund hat die Diözese San Marcos ein „Radiobildungsprogramm“ gegründet. Der Fernunterricht durch das Radio bietet gerade Kindern aus armen Familien sowie Jugendlichen und Erwachsenen ohne Schulbildung die Möglichkeit, am Schulunterricht teilzunehmen bzw. erstmals Schulbildung zu erhalten.

Mit dem Radiobildungsprogramm hat die katholische Kirche in der Diözese San Marcos einen alternativen Lösungsansatz gefunden: Wenn Kinder nicht zur Schule kommen können, muss die Schule zu den Kindern kommen!

Im Rahmen des alternativen Bildungsprogramms kooperiert die katholische Kirche mit dem guatemaltekischen Institut für Radioschulfunk IGER. So erhalten alle Teilnehmer des Programms ein Radio und entsprechende Studienunterlagen, die sie zu Hause im Selbststudium durcharbeiten können. Morgens und abends wird eine Stunde Schulfunk gesendet, zudem finden an den Wochenenden Studienkreise in den 18 Bildungszentren in der Region statt. Auf diese Weise haben viele Kinder oder Jugendliche/Erwachsene, die wochentags arbeiten müssen, die Möglichkeit, am Unterricht teilzunehmen und die sechsjährige Grundschule oder sogar höhere Schulstufen abzuschließen.

Im Jahr 2013 nahmen fast 600 Kinder und Jugendliche an den Radiobildungsprogrammen für die Grund-, Mittel- und Oberstufe teil. Die große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler absolvierte die Prüfung am Ende des Schuljahres erfolgreich.

Zusätzlich zum Schulfunk wurde das Bildungsprogramm im Jahr 2012 um einen neuen Baustein erweitert: Gemeinsam mit dem staatlichen Ausbildungsinstitut INTECAP bietet es Berufsvorbereitungskurse für Jugendliche in den Bereichen Frisörhandwerk, Elektroinstallation sowie Wartung und Reparatur von Computern an. So konnten die Aussichten der Jugendlichen auf einen Arbeitsplatz weiter gesteigert werden.

Finanzierung

La Sonrisa fördert das Radiobildungsprogramm seit 2010 durch Übernahme von rd. 50% der jährlichen Kosten (Restfinanzierung durch die Kindernothilfe und die katholische Kirche). Als die Kindernothilfe Ende 2012 im Rahmen der weltweiten Umstellung ihrer Fördergrundsätze erwog, die Projektförderung für Tacaná einzustellen, konnte unsere Stiftung dies durch eine langfristige Förderzusage mit erhöhten Kostenübernahme-Anteil verhindern. Außerdem hat La Sonrisa in den Jahren 2010 – 2012 mit erheblichem Kostenaufwand die Zahl der Wochenendausbildungsstätten von 4 auf 18 erhöht. Damit können bis zu 6-stündige Fußmärsche der Teilnehmer zum Unterricht und vor allem Überfälle auf Mädchen und junge Frauen nunmehr vermieden werden.